Livestream von Gottesdienst

Warum überhaupt? Was ist zu beachten? Was hilft den Menschen, sich auf das neue Format einzulassen?

Ich habe seit Ausbruch der Corona-Krise schon zweimal den Gottesdienst in der Pfarre Freistadt mitgefeiert – per Livestream auf Facebook. Das Team dort macht das großartig. Hut ab, sowas in so kurzer Zeit in solche professioneller Qualität auf die Beine zu stellen!

Da ich selbst schön öfter bei Online-Gottesdiensten dabei war und so Erfahrungen einbringen kann, hier einige – hoffentlich brauchbare -Hinweise.

Vorab möchte ich bemerken, dass Gottesdienst und Eucharistie nicht identisch sind. Der digitale Raum und die christliche Liturgietradition bietet viel, viel mehr Möglichkeiten als nur das Abfilmen einer Eucharistie-Feier eines Priesters, der noch dazu ohne Gemeinde vor Ort feiern muss. Seid kreativ!

Warum überhaupt Livestreaming von Gottesdiensten?

Es gibt jetzt eine Reihe an Angeboten via Fernsehen oder Internet einen Gottesdienst mitzufeiern. Warum man sich den Aufwand machen sollte, es auch selbst zu tun, liegt am persönlichen Faktor, der wohl gerade jetzt so wichtig ist.

  • Im Livestream der Pfarre leiten vertraute Menschen die liturgische Feier.
  • Der bekannte Kirchenraum ist zu sehen.
  • Es gibt vertraute Elemente, es werden jene Lieder gesungen, die die jeweilige Pfarrgemeinde gut kennt, …
  • Nach dem Gottesdienst kann ( z.B. via Chat) zumindest ein bisschen eine Form der gemeinsamen Agape oder des Pfarrkaffees gelebt werden.
  • Der Sonntagsgottesdienst ist auch die Drehscheibe für vielleicht gerade jetzt hilfreiche Informationen vor Ort.

Realisierbar ist ein Livestream praktisch mit einem kleinen Team aus LiturgInnen und TechnikerInnen – welches sich aufgrund anderer Notwendigkeiten vermutlich sowieso ab und zu Face2Face treffen muss. Insofern gibt es aus meiner Sicht keinen Grund es als Corona-Vorsichtsmaßnahme nicht zu tun.

Livestream-Team der Pfarre Freistadt. Foto: Pfarre Freistadt.

Technik-Check, Technik-Check, Technik-Check

Testen, testen, testen! Man muss sich dabei ja mit mehreren Komponenten vertraut machen: Software, Kamera, Ton, Bildausschnitt, …

Wichtiger als ein gutes Bild ist ein guter Ton – wenn es irgendwie geht, holt Euch dazu einen Profi. Wenn der Ton nicht klappt, sind die Menschen nach 2 Minuten weg, wenn das Bild nicht besonders schön ist, zählt mehr, dass trotzdem die vertrauten Menschen und der vertraute Kirchenraum zu sehen ist.

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Am Anfang

Es ist wichtig, die Menschen vor dem eigentlichen Beginn zu informieren und so einzubinden. Es geht dabei nicht nur um eine inhaltliche Begrüßung, sondern auch um „Regieanweisungen“ und hilfreiche Anregungen.

Gottesdienst ist immer Interaktionsgeschehen – auch theologisch!
Das ist auch online möglich – aber in anderer Form.

  • Zeitpunkt für die Begrüßung und Einführung: unbedingt erst zur üblichen Beginnzeit des Gottesdienstes machen, damit es möglichst alle mitbekommen.
  • Hilfreiche Vorschläge für die Mitfeiernden zu Hause machen:
    • Kerze anzünden
    • Sich an einen ruhigen und schönen Platz setzen, vielleicht das Kreuz an der Wand im Blick, wenn das technisch geht.
    • Wer mag kann auch zu Hause aufstehen und niederknien.
    • Technische Störungen abschalten z.b. das nicht benutze Handy oder am Computer die Benachrichtigungen über neue Emails etc.
    • „Singen Sie mit!“, „Holen Sie sich das Gottlob!“ – oder man stellt auch die Liedtexte per Link im Chat zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung
  • Einladen zur Interaktion: So gut wie alle Tools für Livestreaming bieten zumindest eine Chatfunktion an. Diese kann für „Amen“, „Friede sei mit Dir“, Fürbitten, persönliche Anliegen genutzt werden. Ganz wichtig dabei ist, dass das übliche Tempo des Gottesdienstes an diesen Stellen verlangsamt wird, weil Schreiben länger dauert als Sprechen und auch immer einige Sekunden technische Zeitverzögerung dabei sind.
    Die Einladung zur Interaktion ist besonders wichtig für Menschen, die nicht so sehr Digital Native sind – auch diese sollen sich trauen, „Amen“ in den Chat zu schreiben während sie es zu Hause aussprechen.

Während des Gottesdienstes

Es ist gut sich bewusst zu machen, dass online ganz sicher Menschen erst mitten drunter dazu kommen. Darum sollten die oben angesprochenen „Regieanweisungen“ mehrmals an passender Stelle wiederholt zu werden.

Ideal wäre es, wenn eine weitere Person den Chat betreut und dort aktiv – idealweise mit einer Kennzeichnung als offizieller Beauftragte/r („Moderatorin“, „Pfarre …“) – einlädt diesen zu benutzen und es einfach vormacht. Wichtig ist, dass diese Person den zeitlichen Ablauf des Gottesdienstes sehr gut im Blick hat.

Im Chat können auch Links zu den Liedtexten gepostet werden – das lädt auch wieder ein, sich aktiv zu beteiligen und knüpft an gewohnte Feier-Praxen an.

Gibt es z.B. Fürbitten der Mitfeiernden via Chat, ist es empfehlenswert diese vorzulesen, um diese auch mit jenen zu teilen, die den Chat nicht offen haben oder vielleicht damit gerade nicht zu recht kommen. Sind es sehr viele, muss eine Auswahl getroffen werden. Die Person, die die Fürbitten dann vorträgt, sollte dabei dann im Stream sichtbar sein.

Nach dem Gottesdienst

Die Person, die vor den Gottesdienst eröffnet hat, sollte ihn sich auch offiziell verabschieden. Das ist auch der Zeitpunkt für „Verkündigungen“, z.b. Informationen über andere Aktivitäten in der Pfarrgemeinde.

Der/die Moderatorin kann im Chat hilfreiche Links posten.

Es könnte durchaus Sinn machen, dass man bekannt gibt, dass jemand von der Pfarre im Chat noch eine halbe Stunde verfügbar ist. Dabei lässt man den Videostream einfach weiterlaufen, aber stellt z.B. eine Kerze ins Blickfeld oder schaltet sogar auf eine Art Videokonferenz um, wenn die gewählte Technik das zulässt („Pfarrcafe per Videokonferenz„).

Feedback erbeten!

Das waren meine bisherigen Ideen. Welche hast Du? Was ist bei einem Livestreaming eines Gottesdienstes zu beachten?

Dieser Text wird voraussichtlich erweitert.