Videokonferenz

Tipps und Erkenntnisse für alle, die jetzt in dieses Thema einsteigen möchten und Seelsorge per Videokonferenz oder Online-Meeting anbieten – eine Orientierung.

Ich habe in den letzten Tagen für das Urbi@Orbi getestet und recherchiert und möchte meine Erkenntnisse mit Euch teilen. Im Urbi@Orbi bieten wir seit Dienstag, 17. März Seelsorge per Videokonferenz an, um das, was wir dort für Stammgäste sonst immer tun, ins Internet zu verlagern: Begegnung und Kommunikation ermöglichen besonders für jene, die ein Gespräch und Nähe brauchen.

Unterschiedliche Ziele, unterschiedliche Anforderungen, unterschiedliche Tools

Ziel: Kommunikation mit KollegInnen und/oder Ehrenamtlichen

Anforderung

Gesicherte Kommunikation im kleinen Kreis bis zu 6 Personen.

Tool und Empfehlungen

Mit Teams von Microsoft bietet die Diözese Linz den MitarbeiterInnen in den zentralen Dienststellen automatisch auf den Arbeits-PCs installiert ein gutes Tool, das man nutzen sollte. Wie das in anderen Diözesen ist, weiß ich nicht.

Wenn auch mit Personen außerhalb des ‚Unternehmens‘ kommuniziert werden muss, z.B. Ehrenamtlichen, dann empfiehlt sich eine offen zugängliche Lösung (ohne spezifische Email-Adresse), z.B. Zoom oder eine andere Videokonferenz-Software. Technisch klappt da wohl jedes Tool bei dieser geringen Anzahl der Verbindungen – empfehlenswert ist bspw. dafür Vectera, weil da keinerlei Software bei den NutzerInnen installiert werden muss und alles im Webbrowser läuft.

Ziel: Interaktive Kommunikation mit vielen Menschen

Anforderungen

Videokonferenz mit 10 oder mehr Menschen, vielleicht sogar 100 und gute Interaktionsmöglichkeiten z.B. soll jede/r per Video zu sehen sein und sprechen können.

Tools und Empfehlungen

Auch hier gibt es verschiedene Lösungen. Ich komme bei Empfehlungen, die ich erhalten habe und nach mehren Tagen Recherche und Test gemeinsam mit meinem Kollegen Markus Pühringer auf Zoom als das Tool unserer Wahl. Es ist aber jedenfalls sinnvoll sich da einen Bezahl-Account pro Host (=ModeratorIn) zuzulegen, welcher inklusive Steuern € 16,25 kostet, weil die Meetings sonst auf 40 Minuten beschränkt wären. Zoom klappt mit größeren Gruppen und wäre sogar nach oben skalierbar mit einem kleinen Aufpreis. Die Software bietet alle notwendigen Funktionen (z.B. auch Kleingruppen, Desktop-Sharing, …) und ist relativ einfach zu installieren. Es klappt für NutzerInnen am Smartphone genauso wie am Laptop oder Desktop-Computer (falls Kamera und Mikrophon vorhanden logischerweise).
David Röthler hat eine sehr gut verständliche Anleitung für die NutzerInnen von Zoom erstellt, die für erstmalige TeilnehmerInnen an solchen Videokonferenzen sicher hilfreich ist.

Eine gute kommerzielle Alternative zu Zoom ist Go to Meeting, welches sehr sehr ähnlich funktioniert wie Zoom.

Jitsi ist das Tool der Wahl für alle, die freie Software bevorzugen. Hier ist die entsprechende Technik sehr gut erklärt. Mein Eindruck ist, dass Jitsi etwas weniger gut läuft, wenn es mehr Menschen werden und auch nicht so viele Funktion hat wie die kommerziellen Tools.

Wenn man sich z.B. in einer Pfarrgemeinde für ein Tool entscheidet für Kommunikation mit Jugendgruppen, Frauenrunde, für Firmunterricht etc., dann könnte man das Tool auch nutzen, um damit am Sonntag den Gottesdienst live zu streamen. Auch das habe ich damit schon z.B. mit Zoom gesehen. Andauernd für den gleichen AdressatInnen-Kreis die Technik wechseln würde ich nicht empfehlen, weil das zusätzlich Hürden für weniger technisch Visierte schafft.

Ziel: Livestream mit geringeren Interaktionsmöglichkeiten für viele Menschen

Anforderung

Hier geht es stärker ums Senden an einen größeren ZuschauerInnen-Kreis, als Interaktion genügt ein Chat. Beispiele dafür wären Gottesdienste oder inhaltliche Vorträge aus der Erwachsenenbildung.

Tool und Empfehlungen

Neben dem oben erwähnten Zoom bietet sich für einen Livestream auch an, das über YouTube oder Facebook zu machen.

Auf Facebook live zu gehen ist attraktiv, weil damit die dort vorhandene Community einer Facebook-Seite sehr gut erreicht wird, da Facebook solche Liveschaltungen recht gut verbreitet. Ist auf Facebook noch keine Community vorhanden, die mit dem Angebot eines Livestreams erreicht werden soll, würde ich aber eher eine andere technische Lösung empfehlen, die keine Anmeldung bei Facebook voraussetzt.

YouTube ist da durchaus ein guter Tipp, um etwas öffentlicher zu sein. Hier muss nur beachtet werden, dass man mit dem Smartphone einen Kanal mit 1.000 Abos bräuchte, was wohl kaum jemand haben wird.

Instagram könnte auch spannend sein – wenn es dort schon eine Community gibt. @pfarrerausplastik zeigt z.B. wie es geht als Gottesdienst (Story Insta-GoDi).

Wichtiger als bei einer Videokonferenz ist bei einem Livestream, dass die technische Qualität passt. Menschen sind brillante Videos gewohnt. Dafür braucht es z.B. mehr als ein in einem Laptop eingebautes Mikro an Tonaufnahme. Hier findest Du weitere Links zu technischen Infos dazu gesammelt.

Ziel: Seelsorge im 1:1-Kontakt

Tipps

Einfach das benutzen, was man schon immer benutzt oder was das Gegenüber immer schon benutzt hat – je sicherer und gewohnter die technische Umgebung ist, je besser – also ran an WhatsApp, FaceTime, Skype, …

In dieser Zeit der räumlichen Distanz ist es wohl auch für manche Menschen schön, jemand zu sehen und nicht nur zu hören. Warum das nicht auch bewusst zu einem passenden Zeitpunkt einem Menschen anbieten mit dem man gerade telefoniert?

Bemerkung zur Privatsphäre

Auch in Zeiten von Corona sollten wir dabei in gewissen Situationen daran denken, einen gesicherten Rahmen zu schaffen, der Privatsphäre gewährleistet. Das tut insbesondere das bewährte Angebot der Telefonseelsorge – Notruf 144 mit ihrer Onlineberatung. Natürlich kann man auch im Facebook-Chat oder im WhatsApp-Video mit Menschen sprechen und es passiert auch ständig – man sollte sich allerdings bewusst sein, dass man da in einem belebten virtuellen Kaffeehaus sitzt und nicht in einem abgeschlossenen Beratungsraum.

Gott@Digital hat das Thema in einem gut einstündigen Video sehr gut zusammengefasst.

Dieser Text wird immer wieder upgedatet.
Hast Du Ergänzungen und weitere Anregungen?