Predigt am Ostermontag 2021 in St. Magdalena Linz.
Die bekannte Emmaus-Geschichte, die wir gerade gehört haben, ist – auch – eine Geschichte der Weggelaufenen.
Jesus läuft den Jüngern nach, die sich nach dem grausamen Tode Jesus traurig und ratlos auf den Weg gemacht haben heraus aus Jerusalem.
Jesus läuft ihnen nach.
Jesus läuft uns nach.
Gott läuft denen nach, die sich von ihm abgewandt haben.
Gott läuft denen nach, die ratlos und hoffnungslos sind.
Gott läuft den Versagern nach und fragt nicht nach Gründen des Versagens.
Gott läuft den Sünderinnen und Sündern nach und fordert keine Reue.
Gott läuft den Traurigen nach und hört ihnen zu.
Gott hat keine frommen Sprüche parat, sondern er fragt nach den Sorgen der Weggelaufenen. Und er hört ihnen zu.
Alles andere kommt erst danach.
Das Zuhören ermöglicht den positiven Fortlauf der Geschichte.
Diese Lesart des Emmaus-Evangeliums verweist auf ein bestimmtes Kirchenbild.
Ein Kirchenbild, das wir im II. Vatikanischen Konzil, der Reform der Kirche in den 1960er-Jahren, finden. Da heißt es, dass die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute“ die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst“ der Kirche sind.
Ein Kirchenbild, das auch dem Zukunftsweg zu Grunde liegt, den die Katholische Kirche in Oberösterreich gerade entwickelt: Seelsorger*innen sollen vermehrt in den alltäglichen Lebenswelten der Menschen präsent sein können, auf sie zugehen, ja, ihnen nachlaufen und zuallererst zuhören – wie Jesus mit den Emmaus-Jüngern.
Kirche sind nicht nur die, die Gott gefunden haben, sondern auch die, denen Gott nachlaufen muss.
Kirche sind die Zweifler*innen und Verirrten und die Suchenden.
Gott bestimmt, wer dazu gehört.
Es ist nicht an uns Menschen zu urteilen.
Zu den Zweifler*innen und Suchenden gehöre immer wieder auch ich.
Manchmal bin ich ratlos.
Manchmal bin ich Gott ganz nahe, manchmal laufe ich vor ihm davon.
Uns allen geht es wohl so.
Da ist es dann gut mich mit den Emmaus-Jüngern zu erinnern:
Mir läuft Gott nach.
Mit mir will Gott ins Gespräch kommen.
Mit mir will Gott das Brot brechen.